Ortskundlicher
Arbeitskreis
Die Ottilienmühle
5. Oktober 2014
Der Ortskundliche Arbeitskreis unter
der Leitung von Hans Schmidt
besuchte am Sonntag, den 5. Oktober 2014, die Ottilienmühle in Wixhausen.
Wenn man, von Erzhausen kommend, an der Hessenwaldschule vorbeifährt, sieht man gleich links direkt vor der Brücke über den Mühlbach ein älteres Anwesen. Fragt man Erzhäuser Bürger, so wissen viele nicht, worum es sich da handelt. Dabei ist das ein richtiges Kleinod in der Erzhäuser Umgebung von bedeutender historischer, kultureller und auch wirtschaftlicher Bedeutung. Es ist die Ottilienmühle, die bereits 1406 im Zins- und Gültbuch des Klosters Eberbach urkundlich erwähnt wurde. Damals hieß sie noch Odeln-Mühle, schon bald aber, etwa ab Mitte des 17. Jahrhunderts, trug sie dann den Namen Ottilienmühle. Die Erzhäuser, und vor allem auch die Wixhäuser, auf deren Gemarkung das Mühlengebäude liegt, nannten sie jedoch stets die "Engels-Mühle". Denn bis 1954, als die Eltern des jetzigen Besitzers die Mühle kauften und betrieben, war die Mühle über mehr als 150 Jahre im Besitz der Familie Engel gewesen. Seit 1954 gehört sie nun der Familie Knaak.
Wenn man von der Straße kommend zu der Mühle
hinwandert, sieht man erst ein Anwesen, das wie eine verwunschene Burg
wirkt. Tritt man jedoch durch das Tor in das Innere des Anwesens, so wird
man von einem wirklich sehr hübsch zurechtgemachten Innenhof überrascht. Mit
viel Liebe hat die jetzige Hausherrin, Frau Helga Knaak, das Innere des
Anwesens mit vielen Blumen und einigen originellen Exponaten geschmückt. |
Man sieht schnell, dass man hier des Öfteren viele Gäste empfängt und bewirtet. Gleich links, wenn man durch das Eingangstor hindurch ist, gibt es die "Futterkich". Die alten Erzhäuser werden sich erinnern: früher hatte jeder, der auch Vieh hielt, einen Raum, in dem das Futter für die Tiere hergerichtet wurde. Vielen wird bei dieser Erinnerung daran vielleicht noch der Geruch an die "gedämpften Kartoffeln" in die Nase steigen. Die großen Kartoffeln wurden für die Menschen verwendet, die kleinen aber wurden in einem großen Dampf-Gefäß gegart und dann oft noch zerstampft an das Vieh verfüttert. Heute ist die ehemalige "Futterkich" als Sommerküche eingerichtet und diente auch heute zur Bewirtung der Gäste vom Ortskundlichen Arbeitskreis.
Man hat sofort den Eindruck: hier läßt es sich gut leben, sogar der Hofhund hatte seinen eigenen Liegestuhl!
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Zunächst begrüßte Herr Reinhard Knaak, der Besitzer, die Erzhäuser Gäste und wünschte ihnen einen interessanten Nachmittag. Hans Schmidt vom Ortskundlichen Arbeitskreis bedankte sich für die Einladung. |
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Herr Knaak stammt aus Ostpreußen. Seine Eltern hatten in der Gemarkung Bartenstein in Masuren schon eine Mühle und Landwirtschaft, nach dem Kriege kamen sie in den Westen und kauften 1954 die Ottilienmühle. Im Oktober 1954 eröffneten sie den Betrieb der Mühle unter ihrer Regie, so dass Herr Knaak nun auch genau zu diesem Besuch 60-jähriges Jubiläum feiern konnte. Schon bald nach der Eröffnung legte Herr Knaak die Meisterprüfung ab und erhielt den Titel eines Meisters im Müller-Handwerk. Von da an stieg er voll in den elterlichen Betrieb ein und führte ihn später selbst nach dem Tod seiner Eltern. Er hat dann auch viele Jahre lang für die Bäcker in Erzhausen Mehl gemahlen und geliefert. |
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Direkt neben dem Mühlengebäude fließt der Mühlbach vorbei, in dem sich früher das Mühlenrad drehte. |
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Schon immer war die Energie, die das Wasser des Mühlbaches lieferte, nicht ganz ausreichend. Zur Unterstützung benutzte man einen Zwei-Takt-Diesel-Motor von den Motorenwerken Darmstadt Baujahr 1937!! Der Motor läuft noch heute einwandfrei, was Herr Knaak mit viel Freude und großem Stolz demonstrierte. Über Transmissionsriemen versorgte der Motor Geräte und Maschinen im ganzen Gebäude.
Na also! Da läuft er ja!!
Nun ging es aber in die oberen Mühlenräume, wo man die verschiedensten Geräte und Maschinen des Müllerhandwerks besichtigen kann. Ganz besonders hier lohnt sich ein Besuch der Mühle wirklich. Herr Knaak kann die Funktionsweise der verschiedenen Geräte sehr anschaulich erklären.
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In einer Ecke der oberen Mühlenräume findet man einen Tisch mit typischen Schreinerwerkzeugen und neben den Werkzeugen eine Urkunde, den Gesellenbrief des Philipp Kehres, der der Vater der ersten Frau von Reinhard Knaak war. Das war natürlich eine sehr praktische Verbindung, denn einen Schreiner und seine Schreinerarbeiten konnte man in einer Mühle sehr gut gebrauchen. |
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Aus dem Besitz der Eltern dieses Philipp Kehres stammt das "Hochzeitsbild" (rechtes Foto unten), das man auch bei vielen anderen Eheschließungen in dieser Zeit geschenkt bekam. In den vier Ecken ist ein Spruch zu finden:
Schön, gell? |
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Nach dem sehr interessanten Rundgang trafen sich alle in dem überdachten Sitzplatz, wo es Blechkuchen vom Laabsche und Kaffee gab. Das bot Gelegenheit, sich über das Gesehene und noch vieles andere zu unterhalten. |
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Aber dann war der Zeitpunkt gekommen, sich zu verabschieden. Hans Schmidt und Brigitte Weber vom Ortskundlichen Arbeitskreis bedankten sich nochmals bei Reinhard und Helga Knaak für die interessante Führung durch die Mühle und auch für den netten Nachmittag. Und Frau Knaak erhielt noch als besonderes Dankeschön einen kleinen Blumenstrauß. |
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Helga und Reinhard Knaak
haben vor einiger Zeit mit der Renovierung der Mühle begonnen.
Ihr Ziel ist es, die alten Gerätschaften und das typische Innere
einer alten Getreidemühle der Nachwelt zu erhalten. Das ist
ihnen schon jetzt sehr gut gelungen. Für die weiteren Aufgaben
wünschen wir ihnen viel Erfolg und vor allem viel Freude bei der
vielen, vielen Arbeit! Für Interessierte lohnt sich ein Besuch aber auch jetzt schon! |