Ortskundlicher
Arbeitskreis
Großes Glockenläuten
zur Erinnerung an das Kriegsende am
Freitag 8. Mai 2020
(Bilder: E. Gold und G. Weber)
Vorwort |
In diesem Jahr 2020 erinnern wir uns auch an Palmsonntag, den 25.März 1945, an den Tag, an dem Amerikanische Soldaten von Westen kommend in Erzhausen einmarschierten und unseren Ort besetzten. Damit war der Krieg aber noch nicht zu Ende, es dauerte noch mehr als sechs Wochen, bis in Reims in der Nacht zum 7. Mai 1945 im Obersten Hauptquartier der Alliierten Expeditionsstreitkräfte in Reims die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht unterzeichnet wurde und am 8. Mai in Kraft trat. Für Erzhausen begann aber schon am 25. März 1945 die längste Zeit des Friedens, der Freiheit und des Wohlstandes in seiner Geschichte. Um an diesen Tag und an die folgenden 75 Jahre Frieden zu erinnern, hatte der Ortskundliche Arbeitskreis Erzhausen etliche sehr aufwändige Veranstaltungen geplant und auch schon vollständig vorbereitet: |
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Fr, 20.3., 19:00 Schillerschule
Sa, 21.3., 14:00 Treffpunkt Schulhof Schillerschule
So, 22.3., 15:00 evangelische Kirche, Kirchsaal
Mi, 25.3., 15:00, am Seniorenheim Annastraße |
Mi, 25.3., 19:00, evangelische Kirche „75 Jahre Frieden“
Sa, 28.3.,15:00, katholisches Gemeindezentrum Heinrichstraße
So, 29.3., 15:30 evangelische Kirche |
Dies wäre die bei weitem aufwändigste Veranstaltungsreihe des Ortskundlichen Arbeitskreises (OAK) in seiner Geschichte geworden - wenn, ja wenn nicht die Corona-Pandemie gekommen wäre und allem ein Ende gesetzt hätte. Alle aufgeführten Veranstaltungen mussten abgesagt werden! Als dann der 75. Jahrestag des Kriegsendes näherkam, hatten sich Bürgermeisterin Claudia Lange, die Vorsitzende der Gemeindevertretung Tanja Launer und der OAK zur Erinnerung an das Kriegsende für ein Treffen am Abend des 8. Mai 2020 um 19 Uhr auf dem Rasen vor der evangelischen Kirche entschieden. Beim Geläute der drei Kirchenglocken wollte man sich an das Ende des 2. Weltkrieges, an die Kapitulation der Wehrmacht und an die folgenden 75 Jahre Frieden und Freiheit erinnern. Im Hinblick auf die Corona-Pandemie sollte dieses Treffen in kleinem Kreise erfolgen, damit die vorgeschriebenen Abstands- und Kontakt-Regelungen eingehalten werden konnten. Eingeladen waren und teilnehmen sollten deshalb nur die folgenden sieben Personen: Bürgermeisterin Claudia Lange, die Vorsitzende der Gemeindevertretung Tanja Launer, Pfarrer Marcus-Stefan Großkopf und Pfarrerin Stefanie Stenzel von der evangelischen Kirche, Adam Songa von der katholischen Kirche und Hans Schmidt und Prof. Friedrich Battenberg vom Ortskundlichen Arbeitskreis. |
Bericht von Claudia Stehle im Darmstädter Echo vom 11. Mai 2020: |
Bericht von Hans Schmidt im Erzhäuser Anzeiger vom 14. Mai 2020: |
Erzhäuser Anzeiger vom 14. Mai 2020 Die Bürgermeisterin informiert |
Am Nachmittag des 8. Mai 2020 schien
noch die Sonne und beleuchtete die Erzhäuser Kirche: |
Hören Sie sich das Glockengeläut an:
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Das wunderbare Blumengesteck, das
schon während des großen Geläutes auf dem Mäuerchen vor dem Rasen abgelegt |
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Hier ein kurzer Foto-Rundgang (im
Uhrzeigersinn) durch die Ausstellungen. |
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Während des Treffens vor der Kirche, aber auch später im Museum gab es lebhafte Diskussionen über die Bedeutung des 8. Mai 1945. Später fiel mir in diesem Zusammenhang zufällig die Rede unseres früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker auf "youtube" in die Hände, die er zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges gehalten hatte. Diese Rede kann und sollte man sich auch heute noch zum 75. Jahrestag anhören: |
Tagesspiegel vom 8.5.2020:
Weizsäckers Rede war der Beginn einer neuen Erinnerung Als Richard von Weizsäcker, nach einem knappen Jahr Amtszeit als Bundespräsident, am 8. Mai 1985 vor Bundestag und Bundesrat zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa sprach, war man sich schnell einig: Weizsäcker hatte die Erinnerung an diesen Tag, an diese Zäsur auf ein neues Niveau gehoben. Der 8. Mai – auch für die Deutschen ein Tag der Befreiung! Wie zeitlos in Stein gemeißelt steht das heute da. Es ist eine der wirkmächtigsten politischen Reden der deutschen Nachkriegsgeschichte; vermutlich die bekannteste überhaupt. Und doch liegt sie schon 35 Jahre zurück: Bald wird es uns mit ihr so gehen wie mit der Mauer, die inzwischen länger weg ist als sie stand. Weizsäcker zog keine Summe, weder der historischen Forschung noch der Erinnerungsarbeit am Nationalsozialismus. Im Gegenteil: Seine Rede stand, von heute aus gesehen, erst am Anfang vieler Veränderungen. Historikerstreit, Goldhagen-Debatte, die Wehrmachtsausstellung, vom Holocaust-Mahnmal in der Mitte Berlins oder den Stolpersteinen ganz zu schweigen: All das kam später. In der Erinnerung an den 8. Mai 1945 sind die Spuren der Weizsäcker-Rede erkennbar. Und es bleibt, auch in Zukunft, eine flüssige, eine formbare Erinnerung. |