Kohl-und-Pinkel-Fahrt des TCE

Am 25. Januar 2003 trafen sich etwa 40 TCE-Mitglieder zu einer Kohl-und-Pinkel-Fahrt auf der Terasse des TCE-Clubhauses. Kohl mit Pinkel... das hört sich irgendwie lustig an - als wenn freche Lausbuben in Nachbars Garten den Kohl bepinkelt hätten. Das ist aber nicht so - es handelt sich um ein in Norddeutschland verbreitetes und sehr beliebtes Kohlgericht - nicht nur zur Sättigung sondern auch als deftige Unterlage für manchen Kümmel an kalten Winterabenden - wenn die Fischer wegen der Winterstürme hinter dem Kachelofen hocken und über ihre Fahrten um Kap Hoooorn klönen - damals ...

Selbst sehr  traditionsbewußte und heimatverbundene Bremer werden nicht umhin können, der unbestreitbaren Wahrheit ins Auge zu blicken, dass "Braunkohl" auch außerhalb Bremens gegessen und hoch geschätzt wird. Die Ostfriesen lieben ihren Kohl ebenso wie die Braunschweiger. Schüsseln mit dampfendem Kohl stehen im Solling auf dem Tisch, im Münsterländischen oder oben in Schleswig-Holstein, ja, sogar in Hamburg. Und selbst im südlichen Hessenland liebt man diese Spezialität fast so wie den Handkees mit Mussig!  Aber die Bremer, das steht nun mal fest, haben aus ihrem Kohl ein Nationalgericht gemacht, eine vaterländische Angelegenheit.

Bremische Originalität unter den norddeutschen Kohlvölkern drückt sich auch darin aus, dass die Bremer den Kohl, der fast überall sonst Grünkohl heißt, als Braunkohl bezeichnen. Das wird zurückgeführt auf den alten und beinahe ausgestorbenen Langkohl, der in der Tat bräunlich und überdies so ergiebig war, dass ihn sich der Bremer mit dem Vieh teilen konnte, wobei er sich selbst die zarten Triebe gönnte. Zum Kohl gehört die Pinkelwurst. Diese von Nicht-Bremern häufig als genierlich empfundene Spezialität hat natürlich überhaupt nichts Unanständiges an sich. Pinkel besteht aus reichlich Speck und Zwiebeln, aus Flomen, Hafergrütze, Piment, Pfeffer und Salz und wird in den Mastdarm des Rindes gestopft, der auch Pinkeldarm genannt wird. Und daher leitet sich der Name ab.

Unverzichtbar gehören zu einem Kohl-und-Pinkel-Essen auch Kasseler Rippe, Kochwurst und frischer Bauchspeck, dem die Bremer sich so eng verbunden fühlen, dass sie sogar ihr Nationalsymbol, die rot-weiß gestreifte Flagge, als Speckflagge bezeichnen, eine Vertraulichkeit der Bürger im Umgang mit ihrem Staate, die bislang von keiner Obrigkeit beanstandet worden ist. Außer dem Fleisch gehören natürlich Kartoffeln zu Kohl und Pinkel. Leidenschaftliche Kartoffelesser - und davon gibt es viele - pflegen sich zum Kohl Röst-, Brat- und Salzkartoffeln zu gönnen, wohlgemerkt: und. Nicht oder.

Unverrückbarer Beginn der Kohl-und-Pinkel-Saison ist der Buß- und Bettag. Dann hat der Kohl meistens den ersten Frost bekommen, und die in ihm enthaltene Stärke hat sich in Zucker verwandelt. Am Buß- und Bettag riecht es in ganz Bremen nach Kohl, und überall wird in den Terminkalendern geblättert, denn es geht um die Kohl-und-Pinkel-Fahrten, zu denen sich Firmenbelegschaften, Clubs, Vereine, Familien, Nachbarn, Freunde und Bekannte zusammenfinden. Mit Bahn oder Bus geht es hinaus aufs Land, wo verantwortungsbewußte Initiatoren in ebenso nahrhafter wie anstrengender Forschungsarbeit eine Kohl-und-Pinkel-Kneipe ausgekundschaftet haben. Ein paar Kilometer vor dem Lokal steigt man aus, denn die mit umgehängten Eierbechern geschmückten Kohlfahrt-Teilnehmer stehen in der Pflicht, sich hungrig zu laufen, bevor sie sich an den gedeckten Tisch setzen dürfen. Erleichtert wird ihnen der Weg dadurch, dass die von ihnen mitgeführten Eierbecher mit klarem Korn gefüllt werden, der als appetitanregend gilt. Und das alles wird häufig umrahmt durch das Spiel einer Drehorgel. Das Essen selbst gestaltet sich stets zu einem edlen Wettstreit, bei dem am Ende derjenige, der die größten Mengen Kohl verdrückt hat, mit einem "Freßorden" ausgezeichnet wird. Dieser besteht häufig aus einem Knochen eines für das Kohl-und-Pinkel-Essen geopferten Tieres und in einigen Vereinen tragen die jeweiligen amtierenden Kohlkönige sogenannte Amtsketten mit Medaillen, auf denen die Namen der Kohlkönige eingraviert sind. Kohlkönig zu werden gilt als eine große Ehre.

Ja, und eben dies alles wollten die etwa vierzig sehr mutigen TCE-Mitglieder erleben, als sie sich zu der von Hans-Georg Walessa und seiner Frau Josie organisierten Kohl- und Pinkel-Fahrt gemeldet hatten:

Zunächst mußten sich alle anmelden und ihren Obulus entrichten:

Vor Beginn aller Mühen konnten sich alle mit leckeren Schmalzbroten, einem wärmenden Glühwein und diversen anderen flüssigen Stärkungsmitteln aufpäppeln:

Hoffentlich hat das unser Finanzminister auch gesehen:

Der amtierende Kohlkönig erteilt seinen staunenden Untertanen ausführliche Weisungen für die bevorstehende Kohl-und-Pinkel-Fahrt:

Geduldig hören alle zu:

Dann gehts auf die Wanderschaft:

Immer mit dabei der Wagen mit der medizinischen Versorgung und diversen Stärkungsmitteln:

Zwischendurch mußten die Teilnehmer ihr Geschick beweisen und zum Beispiel mit einem Kuchenbrett einen Tennisball möglichst oft über die (natürlich grüne) Leine spielen ......

... oder vier Handbesen über eine sehr große Distanz in eine Plastikeimer schmeißen:

Auch die Putzhilfe mußte bei dieser Übung ran:

Inzwischen war man (dank der medizinischen Versorgung und der Stärkungsmittel) sehr locker geworden, und der Heimweg gestaltete sich recht lustig:

Dann saßen alle im Sportheim und konnten kaum erwarten, endlich mit Kohl und Pinkel verwöhnt zu werden:

Und da isser!

Der amtierende Kohlkönig Hans-Georg Walessa übergibt die Regentschaft an seinen Nachfolger Karlheinz Holst. Der "Neue" erhält dabei einen "goldenen Freßorden" auf rotsamtenem Kissen.

In einer launigen Rede bedankt sich der neue Kohlkönig Karlheinz Holst (mit umgelegtem Orden) bei seinen zukünftigen Untertanen. Dem scheidenden Kohlkönig Hans-Georg Walessa und seiner lieben Frau Josie spricht er im Namen aller Untertanen seinen Dank für die geleistete Arbeit während der abgelaufenen Zeit seiner Regentschaft und für die große Mühe und Fantasie und die Liebe zum Detail, mit der er die heutige Kohl- und Pinkelfahrt geplant und organisiert hat. Karlheinz versprach, in der zukünftigen Kohl- und Pinkel-Saison eine würdige Kohl-und-Pinkel-Fahrt zu organisieren. Wir wünschen ihm dazu schon jetzt viel Erfolg, denn Hans-Georg und Josie haben die Meßlatte sehr, sehr hoch gelegt!

Karlheinz und Hans-Georg: hier gilt noch ein Männerwort!

In Nordfriesland fällt der Strom aus -- was macht der clevere Nordfriese?
... zuerst prüft er die Windrichtung - reckt sich dreimal - stopft seine Krüllpfeife - schnappt sich 2 Zinkeimer und geht gemächlich zum Meeresstrand. Er legt er sich in aller Ruhe ins Dünengras und wartet auf die nächste Ebbe. Sobald sich das Meer zurückgezogen hat, marschiert er ins Wattenmeer und schaufelt seine beiden Eimer voll Wattschlick. ... Pro Eimer rechnet er 15 Kilogramm, d.h. für beide Eimer zusammen 3o Kilogramm Watt, woher auch die inzwischen geläufige Abkürzung Kilowatt kommt ... damit kann er eine ganze Weile Herd und Heizung betreiben. Man sieht also, daß die Nordfriesen gelegentlichen Stromausfällen ganz gelassen begegnen ...

Hein und Tönne ...
... zwei ausgebuffte Fahrensleute sind zur Kur in Wenningstedt auf Sylt. Nach 14 Tagen scheint endlich die Sonne und die Beiden wollen wenigstens einmal den FKK-Strand in Betrieb gesehen haben. ... Gleich nach dem Frühstück melden sie sich bei Oberschwester Rabiata ab, rüsten sich mit Fernglas, Sonnenbrille und Leinenkappe aus und ab in die Dünen Richtung Strand. Vorsichtig pirschen sie die letzte Düne hinauf - von jenseits hört man fröhliches Rufen und Lachen. Sie bringen sich günstig in Stellung und beobachten eine Riege junger Evas beim Ballspiel - das ist ein Laufen, Springen und Hüpfen - daß die Tittis und Popos bibbern! ..."Manometer!" schwärmt der abgeklärte Hein, "da geht einem ja glatt das Herz auf!'' ..."Das Herz??...." griemelt Tönne, ... "die Buxe, alter Freund, die Buxe ...!."