Sonntag, 8. Mai 2022
Ortskundlicher Arbeitskreis
Einweihung der Friedensanlage
in der Annastraße

Frieden – eine kostbare Errungenschaft
Einweihung der Friedensanlage in der Annastraße am 8. Mai

Der 25. März 1945 war ein sonniger Tag – Palmsonntag. Sonntäglich war aber niemand zumute. Seit Tagen war der Geschützdonner der herannahenden Front zu hören. Am Nachmittag besetzten amerikanische Soldaten von der Autobahn her kommend Erzhausen. In manchen Hofeingängen standen stumm und verängstigt Frauen und Kinder. Es herrschte eine gedrückte Stimmung. Die älteren Männer hielten sich von der Straße fern. Die meisten jungen Männer waren noch im Krieg, in Gefangenschaft oder gefallen. Zehntausende mussten noch sterben, ehe am 8. Mai der Krieg endgültig vorbei war. Allgegenwärtig war die Angst vor der Zukunft angesichts dessen, was der Krieg angerichtet hatte.

Selbst die Phantasie war von Krieg und Diktatur zu erschöpft, um sich eine Zukunft wie die Gegenwart von heute vorzustellen. Die Ideale einer demokratischen Gesellschaft gegründet auf Frieden, Freiheit, Toleranz, Weltoffenheit und Wohlstand blieben in der NS-Zeit Träume, die zwölf Jahre lang mit Stiefeln getreten wurden. Das Dritte Reich ist ein historisches Beispiel dafür, wie Demokratie missbraucht werden kann um sie abzuschaffen.

77 Jahre danach erinnern wir uns der Träume, die Wirklichkeit wurden. Nur – Frieden heute und morgen ist kein Selbstläufer, vielmehr eine Errungenschaft, um die uns Menschen in anderen Ländern beneiden und die sich unter Lebensgefahr auf den Weg nach hier begeben.

75 Jahre Frieden sollten 2020 mit einem umfangreichen

Programm um den 25. März gewürdigt werden. Der Ortskundliche Arbeitskreis, der Partnerschaftsverein, die evangelische und die katholische Kirche wollten mitwirken. Eine Friedensanlage mit Linden und einer Stele in der Annastraße sollte damals zur bewussteren Wahrnehmung und Wertschätzung der Errungenschaften dieser Jahre beitragen. Wie bedroht Frieden im Inland und im Ausland ist, etwa in der Coronadiskussion und der Ukraine, erleben wir gerade jetzt mit großer Sorge.

Wegen Corona blieb vom damaligen Programm nur das alljährliche große Läuten der evangelischen Kirchenglocken am 8. Mai von 19.00 - 19.10 Uhr zur Erinnerung an den Tag, an dem zunächst holprig die längste Friedenszeit begann, die je eine Generation erlebt hat und die wir mit den oben genannten Idealen verbinden.

Vier Friedenslinden wurden im Beisein der 2020 vorgesehenen Mitwirkenden im Dezember 2021 in der Annastraße gepflanzt. Die Stele soll am 8. Mai in einer Feierstunde enthüllt und damit die Anlage eingeweiht werden. – sofern Corona und das Wetter dies zulassen. Vorgesehen sind auf dem Rasen Plakatausstellungen von 12-18 Uhr des Partnerschaftsvereins über die Partnergemeinden in Europa, der beiden Kirchen über Hilfsprojekte in der sog. Dritten Welt und des Ortskundlichen Arbeitskreises über das Kriegsende in Erzhausen. Nachmittags ist ein Platzkonzert geplant.

Hans Schmidt

 
Lange bevor die Feier stattfinden sollte, wurde mit fünf Bannern
von Stefan Seibold in Erzhausen für die Veranstaltung geworben:
 

Am Abgabelager:                                                                           Am Bahnhof:

Am „Frankfurter Kreuz“:                                                                      Am Hessenplatz:

Gegenüber vom Rathaus:

In einigen Erzhäuser Geschäften wurden am Eingang DIN A3 - Poster platziert:

 

Die Einweihung der Friedensanlage sollte von der Gemeinde, der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde, dem Partnerschaftsverein und dem Ortskundlichen Arbeitskreis gemeinsam organisiert werden. Dazu waren mehrere Treffen im kleinen Kirchsaal der evangelischen Kirche notwendig. Am Ende ergab sich der folgende Ablaufplan, der auch in etwa eingehalten werden konnte:
 

Einweihung der Friedensanlage Schirmherrin Bürgermeisterin Claudia Lange
In der Annastraße auf dem Rasen gegenüber dem Seniorenheim        
?         Beantragung der Durchführung von Veranstaltungen    Wolfgang Demmel / Herr Bidner
04.05.2022 19:30       Letzte Besprechung im Kirchsaal      
05.05.2022         Artikel im EA, Banner       Hans Schmidt / Stefan Seibold
07.05.2022 18:00       Ausstellungs-Poster zu einer Garage bringen   OAK / Stefan Seibold
08.05.2022 11:00       Straße Absperren       Hubert Riedl / Gemeinde
          Optional: Zelt aufbauen (8 x 4m, wird kurzfristig entschieden) SPD / Wolfgang Demmel / Horst Müller
  12:00       DRK First Responder       DRK Erzhausen Daniela Barth
          4 x Person Ordnungsdienst       EK, KK, PVE, OAK
          Getränke-Wagen und Ausschankgenehmigung   Stefan Seibold / Frau Dotterweich
          Aufstellen der Ausstellungs-Poster im Zelt     OAK-Arbeitsteam
          Aufstellen der Poster der evang. und kath. Kirche im Zelt   OAK-Arbeitsteam
          Aufstellen der Poster der drei Partnerstädte neben der Stele OAK-Arbeitsteam
          Aufstellen Verkaufstisch Waltraud Heller     Waltraud Heller / Georg Weber
          Aufstellen Verkaufstisch Neues Buch Prof. Battenberg   OAK-Arbeitsteam
          Aufstellen Diverses (Handwagens usw.)     OAK-Arbeitsteam
          Beschaffen und Aufstellen Infotische Ev. Kirche, Kath. Kirche, PVE EK, KK, PVE
          Aufhängen der Fahnen an den Bäumen     EK / Pf. Großkopf
          Aufbauen der Audio-Anlage       Stefan Seibold / Wolfgang Demmel
          Aufstellen der Tische und Bänke auf der Straße   Feuerwehr/Stefan Seibold/Pf. Großkopf
  13:00 bis 19:00   Ausstellung kann besichtigt werden      
  14:30       Moderation         Petra Leichtfuß
          In den Programmpausen Musik     Wolfgang Demmel
          Begrüßung, Eröffnung       Hans Schmidt
          Frieden in diesem Land       HWS 9. Gymnasialklasse
          Enthüllen der Stele       HWS 9. Gymnasialklasse
          Fest-Ansprache       Claudia Lange
          Ansprache/Gebet       Pfarrer Markus Großkopf / Ulrich Neff
  ab 15:00       Raum der Stille: Gespräche zu Frieden / Zeitenwende    
  ab 15:00       Konzert Blasorchester       Berthold Arheilger
  16:00 bis 18:00   Ausstellung mit Postern       Kath. Kirche, Evang. Kirche, PVE, OAK
          Bewirtung im Cafe Sammeltasse auf Wusch möglich    
  18:00 bis 19:00   Gesamtabbau         Alle
 
Für den Ablauf der verschiedenen Ansprachen und Aktionen wurde noch ein
Programm erstellt, das bei der Einweihungsfeier an alle Gäste verteilt wurde:

Die vier Silberlinden auf der neuen Friedensanlage in der Annastraße wurden bereits im Dezember 2021 gepflanzt:
(
siehe dazu auch den dazu gehörenden Bericht)
 
 
Die Stele, das „Friedens-denk-mal“ wurde von Dietrich Schmid erstellt und in der Woche vor der Einweihung an der richtigen Stelle mit einem soliden Fundament aufgebaut.
 
Die Stele aus Quarzit wird vom Transporter abgeladen:

Jetzt wird sie im bereits vor einigen Tagen erstellten Fundament verankert:

Dazu sind kleine Anpassungen und auch Bohrungen erforderlich:

Die Stele ist nur 8cm dick:

Befestigen und einbetonieren:

Die fertig montierte Stele wird mit soliden Streben befestigt und stabilisiert, bis der Beton im Fundament nach wenigen Tagen vollständig ausgehärtet ist. Erst mit der Enthüllung bei der Einweihungsfeier soll die Stele zu sehen sein, deshalb hat Dietrich Schmid die Stele mit einer Folie umhüllt:


Über die Arbeiten beim Aufbau der Stele brachte das Darmstädter Echo am 5.5.2022 einen Bericht von Marc Wickel:
 

Der 8. Mai 2022, der Tag der Einweihungsfeier, war endlich gekommen.
Nach vielen Wochen und vielen Meetings zur Vorbereitung war es nun endlich so weit: die Friedensanlage konnte eingeweiht werden!

Didi Schmid hatte das Friedens-„denk-mal“ hergestellt und wenige Tage zuvor mit einem soliden Fundament auf seinem endgültigen Platz aufgebaut. Alle Redner waren sorgfältig auf die Themen ihrer Ansprachen eingewiesen und vorbereitet, die SPD stand bereit und hatte das Zelt aufgebaut, die Feuerwehr brachte Biergarnituren und Stühle und baute alles auf. Das DRK beorderte ein Auto mit zwei DRK-Sanitätern auf das Festgelände um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Zwei Schüler der Hessenwaldschule hatten ebenfalls eine Rede geschrieben und waren darauf vorbereitet worden, das „denk-mal“ zu enthüllen. Das Blasorchester Erzhausen-Egelsbach hatte zugesagt, nach dem Ende des offiziellen Testaktes ein einstündiges Konzert zu geben. Wolfgang Demmel, unterstützt von Stefan Seibold, hatte alle musikalische und technische Ausrüstung montiert, damit Reden gehalten, Musik gespielt und das große Geläut der evangelischen Kirche ertönen konnte. Jetzt konnten die Gäste kommen.

Jetzt mussten noch die Poster für die verschiedenen Ausstellungen montiert werden:
(alle Poster DIN A1)

Ausstellung 1:      25 Poster „Als die Amis kamen“
Ausstellung 2:      15 Poster „Informationen über die drei Partnerstädte“
Ausstellung 3:        5 Poster „Soziale Projekte der Evangelischen Kirchengemeinde“
Ausstellung 4:        5 Poster „Soziale Projekte der Katholischen Kirchengemeinde“
Ausstellung 5:        5 Poster „Erzhausen Hilft“
 


 

 
Die Gemeinde hatte aus Sicherheitsgründen ein Stück der Annastraße für den Verkehr gesperrt:

Die Feuerwehr hatte Biergarnituren auf der Straße aufgestellt, damit sich Gäste setzen konnten,
weiter hinten hatte sie Stühle (aus dem Bürgerhaus) für die Musiker des Blasorchesters:

 

Eine ganze Menge verschiedener Ausstellungsobjekte wurden von
Pfarrer Großkopf mit dem Transporter der ev. Kirche gebracht:

 

Etwas zeitaufwendiger gestaltete sich das Aufhängen der vielen Poster auf die Drahtgestelle:

 

Das Cafe Sammeltasse hatte gemeinsam mit Stefan Seibold zwei Stände aufgebaut,
so dass ein paar Kleinigkeiten zum Essen und Getränke zur Verfügung standen:

 

Schon bald, nachdem die Ausstellungen aufgebaut waren, flanierten die ersten Gäste
über das Gelände und sahen sich interessiert die verschiedenen Ausstellungsobjekte an.

Die Poster zu den Partnerstädten und den Sozialen Projekten der Evangelischen und
Katholischen Kirchengemeinden kann man sich über den folgenden Link genauer ansehen:

Poster-Ausstellung
 

 

Der Ortskundliche Arbeitskreis hatte zusammen mit Professor Battenberg ein neues Buch
herausgebracht. An einem Stand wurde dieses Buch nun auch zum Verkauf angeboten:

 

Seit vielen Jahren bastelt Waltraud Heller mit viel Liebe, aber auch mit viel Können wunderschöne Gruß- und Glückwunschkarten, die sie bei verschiedenen Hobbykünstler- oder Weihnachtsmärkten zum Verkauf anbietet. Dieses mal sollten alle Einnahmen als Spende an den Verein „Vergiss-Mein-Nicht“ gehen:

 

Am Beginn des Festgeländes hatte das DRK Erzhausen einen Wagen mit
zwei Ersthelfern aufgestellt, so sollte für alle Eventualitäten vorgesorgt sein:

 

Wolfgang Demmel hatte ein wichtige Aufgabe übernommen. Er sorgte einmal mit seinem elektronischen Keyboard für Musik in den Programmpausen, er spielte und sang einmal das Lied "Imaging" von John Lennon, das heute oft als "Friedenslied" bezeichnet wird, und er sorgte mit seinem Keyboard zusammen mit der Audio-Anlage von Stefan Seibold am Schluss der offiziellen Programms für das „Große Geläut“ der Evangelischen Kirche.

Give peace a Chance:
You may say I'm a dreamer

But I'm not the only one
I hope someday you'll join us
And the world will live as one

 

Inzwischen waren viele Gäste gekommen und bewegten sich auf dem Gelände der Friedensanlage.
Viele sahen sich die Ausstellungsposter an, es gab aber natürlich auch Gelegenheit zum Austausch
mit Freunden und Bekannten. Es hatte sich ein „buntes Treiben“ entwickelt:

 

Was jetzt noch fehlte, das waren die Feierlichkeiten zur offiziellen Einweihung der Friedensanlage. Dazu gehörten natürlich einige Ansprachen, dazu gehörte auch die Enthüllung des „Friedens-denk-mal“. Den Anfang machte Hubertus Riedl, der erste Vorsitzende des Partnerschaftsvereins mit einer Rede zur Bedeutung der Städtepartnerschaften unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine:

 

Hans Schmidt vom Ortskundlichen Arbeitskreis hatte die Aufgabe übernommen, die einzelnen Programmpunkte anzumoderieren. Zu Beginn seiner Moderation aber ließ er seinen Gedanken freien Lauf über die Beweggründe für die Friedensanlage und die für diese aufwändige Einweihungsfeier. Ursprünglich sollte an 75 Jahre Frieden in Deutschland und Europa erinnert werden und daran, welchen Wohlstand wir heute alle erleben und genießen können:
 

75 Jahre Frieden sollten 2020 mit einem umfangreichen Programm um den 25. März gewürdigt werden. Der Ortskundliche Arbeitskreis, der Partnerschaftsverein, die evangelische und die katholische Kirche wollten mitwirken. Eine Friedensanlage mit Linden und einer Stele in der Annastraße sollte damals zur bewussteren Wahrnehmung und Wertschätzung der Errungenschaften dieser Jahre beitragen. Wie bedroht Frieden im Inland und im Ausland ist, etwa in der Coronadiskussion und der Ukraine, erleben wir gerade jetzt mit großer Sorge.“
 

Stefan Seibold nutzte die Gelegenheit, als Hans Schmidt am Rednerpult stand, und
überreichte ihm ein Geschenk für seinen unermüdlichen Einsatz für sein Erzhausen:

„I love Erzhausen“

 

Dann kam eine der berührendsten Momente dieser Feier. Die beiden Hessenwaldschüler Fatema Mohammadi und Adeel Ahmad hielten jeweils eine kleine Ansprache über die schlimmen Erfahrungen, die sie beide in ihrem jungen Leben mit Krieg und Terror in ihrer Heimat Pakistan und Afghanistan machen mussten. Am Ende ihre Ansprachen standen den beiden jungen Menschen, aber auch so manchen Zuhörern die Tränen in den Augen:
 


 

 

Den absoluten Höhepunkt dieser Einweihungsfeier bildete
jedoch die Festrede unserer Bürgermeisterin Claudia Lange:
 


Liebe Erzhäuserinnen,
Liebe Erzhäuser,
Liebe Gäste,
Lieber Hans Schmidt,

Heute ist der Tag, an dem wir die Friedensanlage in der Annastraße einweihen!

I. Es ist ein Festakt zur Würdigung der Zeitspanne von 77 Jahren, in der wir, unsere Eltern und unsere Kinder heranwachsen konnten, ohne deutschen Boden in einem Krieg verteidigen zu müssen.

Hans Schmidt ist gestern 85 Jahre alt geworden und hat den Zweiten Weltkrieg in Erzhausen und das Kriegsende miterlebt. Beides hat bei ihm tiefe und nachhaltige Eindrücke hinterlassen, über die er sehr bewegend berichtet.

Hans Schmidt ist der Ideengeber dieses Festaktes, der Friedensanlage und der Ausstellung. Gemeinsam mit vielen Helfern und Unterstützern hat er die Details geplant und umgesetzt. Bereits vor zwei Jahren, im März 2020, 75 Jahre nach Ankunft der amerikanischen Soldaten in Erzhausen, sollte eine mehrtägige Veranstaltungsreihe zum Frieden stattfinden. Doch am 15.3.2020 kam der Corona-Lockdown, und alles was vorbereitet war musste wieder eingepackt und zurückgestellt werden. Heute können wir uns einen großen Teil der damals geplanten Veranstaltung ansehen.

Hans Schmidt und den vielen Mitstreitern und Aktiven möchte ich an dieser Stelle meinen ganz besonderen Dank aussprechen.

II. Mit diesem Festakt haben wir heute die Möglichkeit inne zu halten. Nichts an diesen 77 Jahren Frieden ist selbstverständlich, nichts ist dauerhaft. Was prosperierend, stark, global vernetzt und einem kontinuierlichen Optimierungsprozess unterworfen zu sein schien, erweist sich plötzlich als brüchig und angreifbar.

Wir befinden uns heute am Rande eines Krieges. Vor zwei Jahren, als diese Feier hätte stattfinden sollen, war ein solches Szenario für uns in weiter Ferne. Jetzt starren wir fassungslos auf die Bilder von zerbombten Hochhäusern und Ortschaften in der Ukraine und auf Berichte mit Menschen, die zu hunderten in U-Bahn-Stationen Zuflucht suchen.

Eine Kultur, die unserer nah ist, Menschen, die in Filialen und Tochtergesellschaften westlicher Unternehmen arbeiten und, wie wir, in die Toskana, nach Wien, nach Spanien in Urlaub gefahren sind, stehen jetzt vor den Ruinen ihrer Existenz und kämpfen um ihr Leben und um ihr Land.

Jederzeit ist denkbar, dass Russland die völkerrechtlich zulässigen Unterstützungshandlungen der westlichen Länder für die Ukraine als Kriegsbeteiligung wertet. Die Lage ist aktuell hoch gefährlich, und eine Eskalation könnte dramatische Folgen haben.

Was schützt uns? Entschlossenheit, Wehrhaftigkeit und starke, verlässliche Bündnisse. Der Überfall auf die Ukraine zeigt, dass Völkerrecht allein ein Land nicht vor einer Invasion schützt.

Gemeinsam können wir einem Aggressor Widerstand leisten, alleine sind wir keine Abschreckung. NATO, die EU und die einzelnen Staaten arbeiten entsprechend zusammen, und auch bei uns auf der kommunalen Ebene werden die zivilen Verteidigungspläne reaktiviert und aktualisiert.

Die jederzeitige Verteidigungsbereitschaft und Verteidigungs-fähigkeit und Abschreckung sind selbst im 21. Jahrhundert notwendig. Wir sind am 24.2.2022 jäh aus unserem Traum von einem fortdauernden Frieden gerissen worden!

III. Zu dieser Feier gehört auch die Wahrheit, dass wir eine ganze Reihe Mitbürger unter uns haben, die eine andere Zeitrechnung haben und in den letzten 77 Jahren das Leid der Kriege und ihre Folgen erlebt haben. Ein Beispiel haben wir gerade von meiner Vorrednerin gehört. Weitere Beispiele im Nahen Osten oder in Afrika kennen wir alle. Der Balkankrieg auf europäischem Boden Anfang der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts gehört ebenfalls in unsere Zeitrechnung.

Auch hat die Globalisierung dazu geführt, dass wir die positive Entwicklung, die wir während dieser Friedenszeit persönlich, gesellschaftlich und wirtschaftlich erfahren konnten, zu Lasten anderer Länder optimiert haben: Günstige Produktion ohne Arbeitsschutz, Kinderarbeit, umweltschädigende Abbau- und Produktionsprozesse, Transport von Müll nach Asien sind nur einige Beispiele.

Dann können wir die Feierstunde hier beenden? Nein!

IV. Es ist richtig, dass wir heute 77 Jahre Frieden würdigen und feiern. Wir wollen uns bewusst machen, was zu der langen Friedensperiode beigetragen hat und was während der Friedenszeit möglich wurde. Gleichzeitig müssen wir uns damit auseinandersetzen, was wir besser machen können, um den Frieden zu sichern und auch in andere Teile der Welt zu tragen.

Wir sind eingebettet in ein europäisches Bündnis, und wir teilen mit unseren Bündnispartnern die Werte einer freiheitlich demokratischen Grundordnung.

Wir genießen die freie Wahl der Schulen, des Ausbildungsplatzes, der Arbeit. Wir können wählen, wo wir wohnen möchten. Wir können uns aussuchen, ob wir in Frankreich oder in Finland arbeiten wollen und ohne größere Formalitäten quer durch Europa reisen.

Viele von uns nutzen diese Freiheiten, nutzen die Chancen für ihre persönliche Entwicklung.

V. Doch in diesen Chancen liegt gleichzeitig auch die Gefahr: Die Möglichkeiten für den Einzelnen führen zu einem Rückgang des Gemeinsinns und des Verantwortungsgefühls für die Gemeinschaft.

Aber diese Freiheiten für den Einzelnen sind auf Dauer nur möglich, wenn jeder auch die Verantwortung für die Gesellschaft, für das Gemeinwohl, übernimmt. Jeder dort, wo er persönlich kann, im Rahmen seiner Möglichkeiten.

Wir als Politiker, aber auch alle in der Zivilgesellschaft, müssen darauf achten, dass jeder seine Chance zur persönlichen Entwicklung bekommt. Auch die Leisen. Auch die nicht ganz so Durchsetzungsstarken. Wir müssen uns um diejenigen kümmern, denen das Leben besonders große Steine in den Weg gelegt hat. Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht, funktioniert nicht. Gemeinsam können wir die großen Steine bewegen, alleine schaffen wir das nicht.

Freiheit und Verantwortung, das sind zwei Seiten derselben Medaille.

VI. Zum Schluss möchte ich an unsere persönliche Verantwortung auch im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Entwicklungen im Land appellieren.

Wir erleben aktuell eine Veränderung innerhalb der Gesellschaft. Es gibt eine zunehmende Unzufriedenheit mit der bestehenden Gesellschaftsordnung. Es gibt Bestrebungen, diese Gesellschaftsordnung zu verändern. Wir werden in den kommenden Monaten aufgrund der steigenden finanziellen Sorgen, persönlicher und wirtschaftlicher Unsicherheiten mehr Unzufriedenheit bekommen. Und es wird der Ruf nach einer Veränderung der Gesellschaftsordnung lauter werden. Was wir in diesen Zeiten brauchen, ist mehr Zusammenhalt und mehr verantwortliches Handeln. Was wir nicht brauchen, sind Spaltung, Ausgrenzung, Fake News, Bedrohungen oder Gewalt. Wer mit Gruppierungen sympathisiert, die diesen Weg verfolgen, möge sich bitte vorstellen, welche Gesellschaftsform und Rechtsordnung am Ende steht und ob wir wirklich in einer derartigen Gesellschaftsform leben wollen.

An dieser Friedensanlage werden die meisten von uns mehrmals in der Woche vorbeikommen, sei es auf dem Weg zum Einkaufen, zur Arbeit, zu den Angehörigen im Seniorenzentrum oder zur Kita oder zum Rathaus.

Mein Wunsch wäre, dass Sie sich hin und wieder beim Vorbeigehen bewusst werden, was Ihr persönlicher Beitrag zum Frieden ist oder sein könnte. Mehr Bewusstsein für die Umwelt, mehr Verantwortung für die Mitmenschen, mehr Aufmerksamkeit für Hilfsbedürftige, mehr Verständnis für andere Kulturen und Länder.

Ich möchte die Eröffnung dieser Friedensanlage mit dem Aufruf beschließen zu gesellschaftlichem Zusammenhalt. Zu Achtung und Aufmerksamkeit für die Menschen um uns herum. Zu Rücksichtnahme. Zu mehr Zuhören, Respekt, zu Offenheit für die Meinung der anderen. Zu gegenseitiger Unterstützung und Hilfeleistung.

Für mich stehen dieser Festakt und das „Friedens-denk-mal“ unter dem Motto:

Gemeinsam für den Frieden,

gemeinsam für die Freiheit,

gemeinsam sind wir stark!

Claudia Lange

Bürgermeisterin

Erzhausen, 8. Mai 2022

 

 

Enthüllung

Der feierliche Augenblick war gekommen, die Stele „Frieden-denk-mal“ sollte enthüllt werden. Bürgermeisterin Claudia Lange, Adeel Ahmad,  Fatema Mohammadi, Hans Schmidt (Ortskundlicher Arbeitskreis) und Tanja Launer (Vorsitzende der Gemeindevertretung) standen bereit. Die beiden HessenwaldschülerInnen durften nun das Tuch wegziehen:

 

 
Wolfgang Demmel spielte nun das sog. „Friedenslied“ von John Lennon

„Give peace a Chance
 
 

Die Stele war enthüllt  -  auch die beiden Pfarrer hielten jetzt eine Ansprache:
 

Pfarrer Marcus-Stefan Großkopf von der Evangelischen Kirchengemeinde
 
Prof. Dr. Michael Raske von der Katholischen Kirchengemeinde:
 
 


Oberer Teil der Stele

Unterer Teil der Stele

Rückseite / unten
 


Am Ende des offiziellen Teiles der Veranstaltung nahmen Marcus Boulanger und Hubert Riedl im Kaminzimmer des Seniorenheims Platz. Angedacht war ein Treffen von Interessierten aus dem engeren Kreis der Unterstützer von Ivanychi, für Gespräche und Diskussionen über die ganz spezielle Situation und das Verhältnis zwischen Erzhausen und Ivanychi und über die zukünftige Hilfe und Unterstützung für unsere Partnergemeinde Ivanychi. Die Veranstaltung auf dem Festgelände war aber doch schon so weit fortgeschritten, dass dieses Treffen ausfallen musste.
 

 

Übergabe der Spenden aus dem Verkauf der Gruß- und Glückwunschkarten:
 

Waltraud Heller hatte an ihrem Stand mit den Gruß- und Glückwunschkarten einen recht ansehnlichen Spendenbetrag eingenommen. Das Geld kam beim Verkauf der Karten gleich in das Sparschwein „Julchen“.

Am Montag nach der Einweihungsfeier, also gleich am nächsten Tag, trafen sich im großen Saal des Bürgerhauses das Ehepaar Heller mit Bürgermeisterin Claudia Lange, sowie Marcus Boulanger und Ela Niemuth vom Verein „Vergiss-Mein-Nicht“ zur Geldübergabe.

Gemeinsam wurde nun das eingenommene Geld aus dem Sparschwein „Julchen“ herausgeholt (was übrigens nicht ganz einfach war, „Julchen“ wehrte sich vehement, wie man auf dem Bild sehen kann!) und gezählt.

 

 

Am Ende kamen knapp 190 Euro zusammen, die vom Ehepaar Heller spontan um 100 Euro auf 290 Euro ergänzt und sofort an Herrn Marcus Boulanger übergeben wurden, der den beiden Spendern für ihre tolle Idee und den schönen Betrag auf das herzlichste dankte.