1. Juni 2025

Entpflichtungs-Gottesdienst

Pfarrerin Stefanie Stenzel
und
Pfarrer Marcus-Stefan Großkopf

Evangelische Kirche Erzhausen


 
Beide Pfarrer von Erzhausen gehen am
1. Juni 2025 gleichzeitig in den Ruhestand

Pfarrer Marcus-Stefan Großkopf war seit 22 Jahren Pfarrer in Erzhausen, Pfarrerin Stefanie Stenzel seit 12 Jahre. Jetzt gehen beide zur gleichen Zeit in den Ruhestand. Am Sonntag, dem 1. Juni 2025, wurden sie mit einem "Entpflichtungs-Gottesdienst" in der proppevollen Evangelischen Kirche von Erzhausen von Dekan Dr. Raimund Wirth, von Probst Stephan Arras, dem Kirchenvorstand der  Evangelischen Kirche Erzhausen und vielen, vielen Erzhäuser Bürgern in den Ruhestand verabschiedet.

Beide Pfarrer hielten während des Gottesdienstes eine Abschieds-Ansprache, in der sie jeweils ihren eigenen Weg beschrieben, der sie einst nach Erzhausen geführt hatte.

Probst Stephan Arras würdigte beide Pfarrer in seiner Laudatio für ihre engagierte, langjährige Arbeit in Erzhausen und erteilte ihnen die „Entpflichtung mit Segenszuspruch“. Die Entpflichtung ist ein liturgischer Akt, bei dem der oder die Pfarrer:in von den dienstlichen Aufgaben entbunden wird. Der anschließende Segen soll den Übergang in den Ruhestand geistlich begleiten und stärken.

Probst Stephan Arras betonte, dass evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer auch nach ihrer Versetzung in den Ruhestand weiterhin kirchliche Arbeiten verrichten dürfen, z. B. Gottesdienste halten, Taufen, Trauungen und Beerdigungen durchführen und Seelsorge leisten.

Die Mitglieder des Kirchenvorstandes hatten ein ganz besonderes Abschiedslied komponiert und gedichtet, das sie den beiden Pfarrern am Ende des Gottesdienstes sangen.

Danach begleiteten Dekan Dr. Raimund Wirth, Probst Stephan Arras und der Kirchenvorstand beide Pfarrer aus der Kirche heraus.

Im Vorraum zum kleinen Kirchsaal traf man sich dann wieder zu einem kleinen Glas Sekt. Von der Zweiten Vorsitzenden des Kirchenvorstandes Ela Niemuth, Bürgermeisterin Claudia Lange, der Feuerwehr und einigen anderen wurden Ansprachen gehalten, Geschenke übergeben und manchmal musste auch die eine oder andere Träne weggewischt werden.

 
Artikel im Darmstädter Echo vom 30. Mai 2025
 
Artikel im Erzhäuser Anzeiger vom 5. Juni 2025
 
Artikel im Erzhäuser Anzeiger vom 5. Juni 2025
 

Am Sonntag, dem 1. Juni 2025 um kurz vor 14:30 Uhr
strahlte die Sonne auf unsere Evangelische Kirche:

Die kleine Kirche war "proppevoll":

Der Altar war sehr hübsch geschmückt:

Die Orgel spielte Berthold Wurzel. Er ist auch Organist in der
Heilig-Geist-Kirche in Arheilgen und in der Wixhäuser Kirche.
Zudem leitet er u. a. einen Kanmerchor und den ökumenischen Kirchenchor "InSpirit".

Kurz vor dem Beginn des Gottesdienstes:

Die beiden Pfarrer kommen in die Kirche, gefolgt von
Dekan Dr. Raimund Wirth, Probst Stephan Arras und dem Kirchenvorstand:


von links nach rechts:
Pfarrer Marcus-Stefan Großkopf,
Dekan Dr. Raimund Wirth,
Pfarrerin Stefanie Stenzel
und Probst Stephan Arras:

Auch die Empore war voll besetzt:

Pfarrerin Stefanie Stenzel bei ihrer Abschieds-Ansprache:

Pfarrerin Stephanie Stenzel   
Predigt kurz Eph. 3, 14-21 anl. Entpflichtung  am So. Exaudi, 01.06.2025

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater und unserm Herrn Jesus Christus!

Liebe Gemeinde,

Gebet ist nicht alles, aber ohne Gebet ist alles nichts!

Ein Spruch, den ich vor Jahren mal aufgeschnappt habe - und der mich seitdem begleitet. Anfangs fand ich ihn einfach ganz originell, nach einigem Nachdenken auch treffend. Nur - etwas gut finden und dann auch tun, beherzigen, was mir einleuchtet - das sind ja bekanntlich zwei verschiedene Dinge.

Und so bin ich eigentlich immer noch dabei, täglich aufs Neue zu entdecken und zu lernen, wie ich mir das zu eigen mache und lebe - in meinem Alltag:

dass Gebet keine Zeitverschwendung ist. Es ist auch nicht alles, aber ohne Gebet ist alles nichts!

Ich möchte ein bisschen erzählen von meiner persönlichen Entdeckungsreise in Sachen Gebet, bevor wir später den Predigttext hören. Ein paar Stationen:

In meiner Jugendzeit (16 etwa), lernte ich eine Gemeinschaft von Christen kennen, in der man sich mit Gott ganz anders unterhielt   als ich das so kannte aus KU: Da gab es das Vater unser .... und fertig. In dieser Gemeinschaft war das anders: Da redeten sie mit Gott - so ganz persönlich und natürlich - und als wäre der wirklich da und würde zuhören .... und sogar willens und in der Lage sein, etwas zu bewegen!

Da tat sich für mich doch ein neuer Horizont auf! Meine Neugier war geweckt - weil diese Art des Umgangs mit Gott mir zeigte, man kann zu Gott anscheinend einen persönlichen Draht haben. Ihm sein Herz ausschütten - mit allem, was jetzt gerade aktuell ist: Glück, Begeisterung, Dankbarkeit, Bitten / Flehen, Angst, Zweifel und Klagen ..... alles!

Wie in den Psalmen, nur nicht so poetisch :)

Aber in der Erwartung, dass er zuhört.

Und als dann noch die eine oder andere mir wichtige Bitte erfüllt wurde, da wollte ich gerne mehr mit diesem Gott zu tun haben - glauben und beten! So fing es an.

Jetzt mache ich einen zeitlichen Sprung: Jahre später erlebte ich bei den verschiedenen Konfessionen wieder ganz andere Ausdrucksweisen, Gott zu begegnen: Bei den katholischen Geschwistern z.B. die eucharistische Anbetung -

stille Andacht vor der Hostie auf dem Altar.

In der orthodoxen Kirche - die ehrfürchtige Anbetung mittels der Ikonen. In Pfingstgemeinden wiederum (aber nicht nur dort) - das Singen oder Beten in einer geistgewirkten Sprache .... Ganz anders bei den Quäkern - das gemeinsame Beten im Schweigen. Wieder anders in Gemeinden aus einer anderen Kultur, der Karibik z.B., - in England und Jamaica hatte ich viel Gelegenheit

dazu - meine Güte, da wurde gebetet mit Temperament und Leidenschaft, mal jubelnd, mal unter Tränen....,   jedenfalls - mit ordentlich power!

Und ein letztes Beispiel: moderne ökumenische Gebetshäuser wie in Augsburg, wo relativ junge Leute rund um die Uhr beten, in Schichten eingeteilt, Anbetung, Dank, Fürbitte für Krisengebiete, In der Stille, mit Worten, mit Musik..... Tag und Nacht!

Alles in allem durfte ich eine unglaubliche Vielfalt kennenlernen, wie Gläubige mit Gott in Kontakt treten! Und natürlich habe ich in diesen sehr verschiedenen Gemeinden manches anfangs eher befremdet oder kritisch beäugt.... bis ich so allmählich den Sinn verstand - und warum die anderen so beten wie sie beten.

Und immer wieder den Eindruck gewann: Da ist eine Verbundenheit. Hier ist ein- und derselbe Geist unter uns! Das spürt man! Die eine Mitte, Jesus Christus!

Ein letzter Sprung:

Der Pfarrdienst bringt es ja mit sich, dass man da auch mit Gebet zu tun hat. In Gottesdiensten, Andachten, Hausbesuchen .... Und bei manchen solcher Besuche habe ich nicht schlecht gestaunt: Da erzählt ein älterer Herr, ehemals Fernfahrer, wie oft er am Steuer in brenzligen Momenten: das VATER UNSER gebetet hat! Und dankbar war, wenn alles gut ging. Oder im Trauergespräch erzählt der Ehemann der Verstorbenen beiläufig:

„Gebetet hat sie, jaja.....“ Er gibt mir ihr Tagebuch, soll ich mal lesen..... Also lese ich - und bin sehr bewegt, wieviel es dieser Frau bedeutet hat, jeden Abend vor dem Einschlafen das VATER UNSER zu beten!

Das Vater unser, von dem ich einst in meinem jugendlichen Hochmut ja dachte:

„Das ist ja nur ein Ritual, man plappert das so mit.“ Wie sehr man sich irren kann..... wieder eine kleine Horizonterweiterung: Auch traditionelle Ritualgebete haben durchaus ihren Sinn und Wert, können tiefen Trost geben, Glauben stärken! Und das VU als Gebet Jesu allzumal! Zurück zum Anfang:      Gebet ist nicht alles, aber ohne Gebet ist alles nichts! Mein Eindruck: Auf vielerlei Weise scheint das für viele Menschen stimmig! Und dass in dieser Gemeinde hier viel gebetet wurde und wird, das hab` ich sehr zu schätzen gewusst und dafür bin ich sehr dankbar!

Und wie ist das, wenn man ganz gut ohne Beten klar kommt? Kein Bedarf....? Muss man überhaupt beten, womöglich viel? Nein, muss man nicht. ABER - ich möchten es mal so sagen und nähere mich nun dem Predigttext: Wovon das Herz ergriffen ist, dem wendet es sich zu. Wenn das Herz sich nach Gott sehnt oder von ihm fasziniert ist - oder von Gott etwas erwartet, dann sucht es Seine Nähe, dann will es Gott nahe sein - schweigend, singend, mit Worten, wie auch immer.... aber Ihm zugewandt!

Der Predigttext für heute ist ein Gebet.
Und verrät uns etwas darüber, wo Gott wohnt - oder wohnen möchte.

 Predigttext nach der Neuen Genfer Übersetzung: Eph. 3, 14-21 NGÜ
Die Liebe von Christus in ihrem ganzen Umfang kennen lernen: ein Gebet

14 Noch einmal: Wenn ich mir das alles vor Augen halte, kann ich nicht anders, als anbetend vor dem Vater niederzuknien.

15 Er, dem jedes Geschöpf im Himmel und auf der Erde sein Dasein verdankt 16 und der unerschöpflich reich ist an Macht und Herrlichkeit, gebe euch durch seinen Geist innere Kraft und Stärke.

17 Es ist mein Gebet, dass Christus aufgrund des Glaubens in euren Herzen wohnt und dass euer Leben in der Liebe verwurzelt und auf das Fundament der Liebe gegründet ist.

18 Das wird euch dazu befähigen, zusammen mit allen anderen, die zu Gottes heiligem Volk gehören, die Liebe Christi in allen ihren Dimensionen zu erfassen – in ihrer Breite, in ihrer Länge, in ihrer Höhe und in ihrer Tiefe.

19 Ja, ich bete darum, dass ihr seine Liebe versteht, die doch weit über alles Verstehen hinausreicht, und dass ihr auf diese Weise mehr und mehr mit der ganzen Fülle des Lebens erfüllt werdet, das bei Gott zu finden ist.

20 Ihm, der mit seiner unerschöpflichen Kraft in uns am Werk ist und unendlich viel mehr zu tun vermag, als wir erbitten oder begreifen können, 21 ihm gebührt durch Jesus Christus die Ehre in der Gemeinde von Generation zu Generation und für immer und ewig. Amen.

 

Pfarrer Pfarrer Marcus-Stefan Großkopf bei seiner Abschieds-Ansprache:

Probst Stephan Arras bei seiner Laudatio für die beiden Pfarrer:

„Im Namen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau entbinde ich Sie von Ihren pfarramtlichen Aufgaben und spreche Ihnen den Segen Gottes zu für Ihren weiteren Lebensweg.“

„Im Namen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau entbinde ich Sie von Ihren pfarramtlichen Aufgaben und spreche Ihnen den Segen Gottes zu für Ihren weiteren Lebensweg.“

Der Kirchenvorstand singt den beiden Pfarrern ein Ständchen:

Abschlussansprache von Dekan Dr. Raimund Wirth:

Die beiden Pfarrer werden vom Kirchenvorstand,
dem Dekan und dem Probst aus der Kirche hinausgeleitet:

Ansprache von Ela Niemuth, zweite Vorsitzende des Kirchenvorstandes:

Ansprache von unserer Bürgermeisterin Claudia Lange:

Die Freiwillige Feuerwehr Erzhausen gartulierte den
beiden Pfarrern mit einem Geschenk zum Ruhestand:

 
 
 
 
Danke für Ihren treuen Dienst – möge Sie auch in Zukunft Gottes Geist begleiten. Für Ihren Ruhestand wünschen wir Ihnen Gottes reichen Segen, Gesundheit und erfüllende neue Wege. Möge der Ruhestand Ihnen Ruhe, Freude und viele gesegnete Momente schenken.