Kaiser: Seid gegrüßt meine
Lieben Untertanen, da bin ich!
Alle: Da ist er!
Kaiser: Ich habe gerade einen
Ausflug durch Eure Stadt gemacht!
Alle: Das hat er!
Kaiser: Ich habe Gericht
gehalten!
Alle: Gericht!
Kaiser: Ich habe die Kranken
besucht!
Alle: Gesundheit!
Kaiser: Und ich habe mit den
Kindern gespielt!
Alle: Hurra!
Kaiser: Doch eines fehlt
noch zu meinen Pflichten…der Tanz…meine lieben Hofmusikanten, spielt… |
Kaiser: Aber nun bin ich müde, erschöpft von einem langen Tag und
werde in mein Schloss gehen und mich ausruhen. Hofdamen, man bringe mir
Weintrauben und Zitronenlimonade, ein feuchtes Tuch und einen Fächer. |
Kaiser: |
Ach,
meine lieben Hofdamen, wenn mir bei all den Pflichten nur nicht
so furchtbar langweilig wäre…da sehe ich nur den einen
Ausweg…ich will mal sehen, was mein Kleiderschrank zu bieten
hat, das bringt mich immer auf fröhlichere Gedanken…
Himbeergelb, tomatengrün, zitronenrot und apfelblau,ich liebe
bunte Farben, das ist meine Modenschau, jede Stund steh ich in
meinem großen Kleiderschrank und ich finde nichts, das zu mir
passt, das macht mich wirr und krank. Ich brauch was Neues jeden
Tag, weil ich die alten Sachen nicht mehr mag. Ich brauch was
Neues jede Stund, ich bin der Kaiser und das ist auch der Grund.
Was richtig schönes Neues!
Schuhe, Strümpfe, Hosen, Hemden, Mützen lieb
ich sehr, all diese Dinge hab ich tausendfach und mehr. Ich kann
mich nicht entscheiden - ja, was ziehe ich nur an? Ich brauch
die neuste Mode, schließlich bin ich ein Edelmann! Hinaus alle
miteinander, ich will alleine sein! Ein Kaiser, der nichts
anzuziehen hat…der kann auch nicht regieren…das darf es nicht
geben…ich will alleine sein…niemanden will ich sehen…hinaus,
hinaus! |
|
Erst vergingen
Stunden, dann Tage, dann Wochen und sogar Monate in denen der Kaiser
nicht mehr aus seinen Gemächern heraus kam. Das Essen ließ er sich
bringen und wenn er einmal frische Luft wollte setzte er sich auf seinen
großen Balkon. Er trug stets seine Bademäntel wollte sonst nichts machen
und niemanden sehen. Er blieb allein, machte keine Regierungsgeschäfte
mehr und ging nicht mehr unters Volk. Die Grafen und Minister wurden
langsam unruhig. Wie soll ein Königreich regiert werden, wenn der Kaiser
nicht mehr regieren wollte? Wie sollten sie wissen, was sie tun sollten,
wenn der Kaiser nicht mehr aus seinem Zimmer heraus kam?
Und so trafen sie
sich eines Tages zur Beratung! |
Alle Minister, Graf und Gräfin betreten die
Bühne. Der Minister für innere Angelegenheiten hat einen Zwicker auf der
Nase, um im Inneren genaues zu erkennen. Der Außenminister hat
internationale Requisiten (Flaggen). Der Finanzminister hat eine dicke
Goldkette und einen Bündel Geldscheine. Der Staatssekretär hat eine
Feder und eine Papierrolle. Die Gräfin hat einen großen Fächer. Der Graf
hat einen Gehstock. |
Der arme Kaiser.
Er bleibt traurig, seine Minister verzweifelt und tatsächlich fällt
ihnen nichts ein, wie sie ihn aus seinem Ankleidezimmer heraus locken
könnten. Und sowas spricht sich rum. Die Nachbarländer lachen über den
Kaiser, die Gelehrten schütteln Ihre Köpfe und das Volk nennt ihn
heimlich nur noch „Majestät Mottenkugel“ weil er eingestaubt zwischen
seinen Klamotten herum hängt. Sogar die Dichter haben schon über ihn
geschrieben.
Der
Chronist:
Der Hofpoet: |
Herr Hofpoet, wo seid ihr?
Zeigt uns doch einmal Eure wunderbare
Dichtkunst!
Traurig sitzt der Kaiser in seinem Zimmer. Droht: Ich gehe nicht mehr
raus für immer! Er hat nur noch eins zu sagen: Ich will neue Kleider
haben! Alle wollen immer sehr viel schneller, weiter, höher, mehr! Doch
sind alle ziemlich blind. Und so ziemlich durch den Wind! |
|
Der Chronist: |
Danke, mein Lieber. Wie Recht sie
haben. Man strebt nach Macht und nach Gewinn. Und glaubt man müsse alles
haben. Man findet seinen Lebenssinn erst im Besitz von vielen Gaben.
Aber,
wer kommt denn da? Zwei Männer, die sind neu im Königreich. Niemand hat
sie je vorher gesehen. Wer sind denn die? |
Der Chronist:
Meister Strich:
Chronist:
Meister Strich:
Chronist:
Meister Strich:
Meister Faden:
Meister Strich:
Chronist: |
Wo kommt ihr her? Wer seid ihr?
Ich bin Meister Strich. Und das ist mein verehrter Kollege Meister
Faden.
Strich und Faden. Und was ist euer Begehr?
Wir sind Schneider, die besten. Bestimmt habt ihr schon von uns gehört,
prominent wie wir sind und im Fernsehen sehr bekannt.
Meister Strich und Meister Faden?
Jawohl, wir sind berühmt für unsere Haute Couture. Wir waren schon in
allen Ländern dieser Welt und kommen gerade aus Paris von einer sehr
berühmten Modenschau!
Wir sind fleißig und machen unsere Arbeit zuverlässig und gut.
Wir sind exzellent.
Dass die beiden Schneider an den
Hof gekommen waren, sprach sich herum wie ein Lauffeuer und schon bald
kamen die Minister und Grafen herbei, um die Neuankömmlinge zu befragen. |
Minister
für Inneres:
Außenminister:
Meister Strich:
Gräfin:
Meister Strich:
Gräfin:
Finanzminister:
|
Ah, die Herren Schneider, wir
haben bereits von ihnen gehört.
Wenn das kein Zufall ist. Ihr
kommt ja wie gerufen!
Wie gerufen?
Unser Kaiser braucht unbedingt
wieder neue Designer um sich herum und neue Kleider, damit sich seine
Laune bessert und er endlich wieder regieren kann.
Wir bringen unsere neuste
Collection. Das Beste vom Besten aus Frankreich.
Wunderbar!
Das ist zu teuer! |
Graf: Minister für Inneres:
Meister Strich:
Meister Faden:
Gräfin: |
Das gehört sich nicht!
Aber meine Herren, wir wollen
doch erst einmal hören, was die beiden hier anzubieten haben.
Wir haben sowieso keine Zeit.
Wir sind nur auf der Durchreise.
Wir haben viel zu tun!
Papperlapapp, wir werden sie
erst einmal dem Kaiser vorstellen. Ich gehe und hole ihn. Herr Minister
begleitet ihr mich! |
Minister für Inneres:
Kaiser:
Meister Strich:
Meister Faden:
Meister Strich:
Kaiser: |
Eure
Majestät, die Modedesigner und Schneider Meister Strich und Schneider
Meister Faden! Oh, ich
bin ja so aufgeregt. Ich freue mich, euch hier begrüßen zu dürfen.
Erzählt mir von den wundervollen Stoffen. Bitte, bitte ...
Wir haben schon die allerfeinsten
Kollektionen entworfen, für Könige und andere Majestäten. So schön und
fein, so zart und leicht, wie es sie selten gibt, auf dem Gebiet sind
wir Kapazitäten.
Diese Kunst hat uns weltberühmt
gemacht.
Für Euch Kaiser Aemilius Eusebius
werden wir etwas ganz Besonderes, etwas Außergewöhnliches schneidern!
Oh ich bin so neugierig! |
Meister Strich:
Kaiser:
Meister Strich:
Kaiser:
Alle: |
Wir
werden Euch Kleider schneidern, die für jeden Menschen unsichtbar sein
werden, der entweder dumm ist, oder nicht gut genug für sein Amt.
Das ist ja genial, das ist ja
sensationell. Dann trage ich die prächtigsten Kleider und gleichzeitig
erkenne ich, wer in meinem Reich zu seinem Amt nichts taugt.
Und jederzeit könnt ihr die Klugen
von den Dummen unterscheiden.
Fangt sofort an! Minister, zeigt
Meister Strich und Meister Faden wo sie arbeiten können. Erfüllt ihnen
jeden Wunsch, jeden, habt ihr verstanden? Noch besser, wir veranstalten
ein Fest, ein Freudenfest jetzt und hier! Alle aufgepasst!
Jawohl, Eure Majestät. |
Chronist: |
Meine
Lieben Leute, das war ein Fest, der Kaiser ist endlich aus seinem Zimmer
herausgekommen und bekommt neue Kleider, aber irgendwas riecht
hier…irgendwas riecht hier…ich weiß es genau…irgendetwas stinkt hier
ganz gewaltig nach Betrug. Kleider aus einem Stoff, den manche Menschen
nicht sehen können, weil sie dumm sind? Das ist doch ausgemachter
Blödsinn…es gibt doch keinen unsichtbaren Stoff…aber der Kaiser will
eben nur das hören, was er hören will und der Rest, die tun alles um es
dem Kaiser Recht zu machen. Selbst wenn er als Nackedei durch die Gegend
laufen würde, täten alle so, als sei nichts gewesen. Wir machen jetzt
eine Pause und danach werden wir die Schneider einmal unter die Lupe
nehmen und sehen, ob Ihr Betrug nicht doch noch herauskommt… bis
dahin... |
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